Mein Weg 20. Teil

Wieder entdeckt

Liebevolle Energie

Ki, Qi, Prana.

Anfang der neunziger Jahre war Reiki, die universelle Lebensenergie, der Inbegriff von Heilung. Obwohl ich an Energieübertragung glaube, war mir Reiki zunächst suspekt, da es mir damals fremd war. Es war zu einfach. Als Physiotherapeutin hatte ich gelernt, dass selbst die einfachste Übung einen enormen anatomischen und biochemischen Hintergrund hat.  Während einer Fortbildung erzählte mir meine Nebensitzerin von der Wunderkraft dieser Reiki-Energie. Zwei Tage später fand ich einen Flyer, der mit Reiki warb, in meinem Briefkasten. Der dritte Anstoß kam von einer Patientin, der es nach einer Reiki-Behandlung so viel besser ging. Drei Mal, das war mein Zeichen: Jetzt will es tatsächlich zu dir. Ich musste nicht lange suchen und fand eine Reiki-Lehrerin in meiner Nähe. Ich meldete meinen Mann und mich für die erste Einweihung an. Danach besuchte ich weitere Einweihungen und wurde schließlich selbst Reiki-Lehrerin. „Ki“, auch Prana oder Qi genannt, kommt von der großen Quelle, und wir Menschen ähneln einem Brunnen, der das Wasser von der Quelle weitergibt.

Das Gleichgewicht des Qi aus dem Buch: denn die Gesundheit kennt den Weg (S. 126). Qi ist nicht nur die in der traditionellen chinesischen Medizin beschriebene Lebensenergie, sondern die universelle, feinstoffliche Energie, die alles durchdringt. Sie kann sich verdichten und zu Materie werden, denn auch Materie ist Energie. Ist der Mensch gesund, fließt das Qi in bestimmten Rhythmen durch die Meridiane. Es gibt verschiedene Erscheinungsformen von Qi. So gibt es das vorgeburtliche Qi, auch pränatales Qi genannt. Dann gibt es das Ursprungs-Qi (Yuan Qi), das, was wir mitbringen, sowie die Prägung in der Schwangerschaft, unsere Essenz (Jing Qi). Die nachgeburtliche Energie besteht zu zwei Dritteln aus Nahrungs-Qi (Gu Qi) und zu einem Drittel aus Atem-Qi (Da Qi). Weitere Energien sind das Abwehr-Qi (Wei-Qi), das mit unserem Immunsystem verbunden ist, und das Sammel-Qi, das sich in der Brust sammelt und dorthin verteilt wird, wo es im Körper gebraucht wird. 

Das Qi in der TCM

  • wärmt,
  • schützt und wehrt beispielsweise Infektionen ab (Wei-Qi).
  • hebt das Bindegewebe, die Gebärmutter und den Anus,
  • hält die Organe, damit sie sich nicht senken.
  • Qi transportiert, es wandelt um und bewegt:
  • Herzbewegung, Blutbewegung, Urin- und Stuhlbewegung sowie
  • den Geist und das Denken.

Bei einem Qi-Mangel ist der Mensch müde, antriebslos, lustlos und erschöpft. Folgende Organe stehen in direkter Verbindung zur Energie Qi: Die Lunge atmet das Qi ein. Die Milz produziert Blut-Qi. Die Leber lässt Blut-Qi fließen.

Reiki wird mit Lebensfreude, Harmonie und Ausgeglichenheit in Verbindung gebracht. Es bringt Körper und Seele ins Gleichgewicht. Wir empfinden uns als wohlig und manchmal spüren wir eine innere Wärme, die durch uns hindurchströmt. Der Japaner Usui Mikao gilt als der Begründer der Reiki-Lehre. Ob das wahr ist oder nur ein Mythos, wer weiß. Während der Behandlung fließt die universelle Lebensenergie von den Händen des Behandelnden in den Körper des zu Behandelnden. Die Hände werden dabei sanft auf bestimmte Körperpartien gelegt oder einige Zentimeter darüber gehalten. Wenn man den dritten Grad erreicht hat, verfügt die Behandlerin bzw. der Behandler über bestimmte Reiki-Zeichen, mit denen die Energie sogar viele Kilometer weit überwinden kann. Man spricht dann von Fern-Reiki. Energie kennt weder Zeit noch Raum.

Der Mensch möchte genau wissen, was Reiki kann, wofür es hilft und ob seine Wirkung wissenschaftlich bewiesen ist. Er geht davon aus, dass Behandler:innen exakte Absichten mit Reiki verfolgen. Energie lässt sich jedoch nicht zwingen, Energie ist frei. Deshalb ist es wichtig, dass wir Behandler:innen völlig neutral werden. Im Nullpunkt muss es uns positiv egal sein, was die Verbindung von Reiki und Körper daraus macht. Der Körper des zu Behandelnden nimmt sich die Reiki-Energie und leitet sie dorthin, wo sie gebraucht wird. Dies entspricht der Beschreibung des Qi in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Eine Energiestauung kann wieder zum Fließen gebracht werden. Organe, die Blockaden auf körperlicher, seelischer und energetischer Ebene erlebt haben, greifen nach dem Reiki und können ihre Selbstheilungskräfte wieder mobilisieren. Körper und Geist kommen zur Ruhe, der Mensch findet zur Mitte. Durch die Entspannung kann der Parasympathikus, der Teil des vegetativen Nervensystems ist, wieder zu Kräften kommen und den Heilungsprozess aktivieren. Dadurch wird der Geist wacher und der Mensch kann klarer denken und wieder mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, nachdem er vorher in den Wolken schwebte.

Aus: Denn die Gesundheit kennt den Weg: Reiki für einen verletzten Vogel (S. 224).

„Neulich flog ein Vogel gegen die Scheibe des Esszimmers, fiel auf den Boden und blieb auf dem Rücken liegen. Ich ging auf die Terrasse und drehte das Tier um, sodass es auf den Füßen stand. Er hatte einen Schock und der Schnabel war halb geöffnet. Ich setzte mich zu ihm und legte meine Hände schützend mit etwas Abstand um den Kleiber. Ich gab ihm Reiki. Meine Gedanken schweiften ab. Es war lange her, dass ich bewusst jemandem Reiki gegeben hatte. Mein Herz ging auf, ich wurde ruhig und hatte plötzlich alle Zeit der Welt. Nichts anderes war wichtig. Plötzlich bemerkte ich, wie sich der Vogel bewegte. Ich wollte schon meine Hände wegnehmen, doch dann machte er mit kleinen Seitwärtsschrittchen einen Schritt in meine rechte Hand und schmiegte seinen Kopf in die Handkuhle. Er schloss seinen Schnabel und seine Augen. Stille, Frieden, keine Zeit, kein Raum, im Herzen sein, verbunden mit allem. Nur so kann ich in Worte fassen, was unbeschreiblich war. Nach einer Weile öffnete der Kleiber seine dunklen Augen. Unsere Blicke trafen sich tief drinnen. Ich gab ihn frei und er flog zum nächsten Baum. Bei einer Berufsaufstellung machte ich eine angenehme Entdeckung. Damals stand die Physiotherapie dominant auf meiner rechten Seite, während Reiki sich nicht aufdrängend, sondern sanft und zärtlich auf meiner linken Seite zu spüren war.“

Reiki drängt nicht. Reiki ist einfach da. Durch Reiki bin ich am ehesten mit meinem Herzen und dem Universum verbunden. Reiki hat mich gelehrt, ruhig zu werden. Es lehrte mich, Menschen zu fühlen. Ich konnte nicht nur fühlen, wie die einzelnen Strukturen ihre Eigenbewegungen (Motilität) dreidimensional ausübten, sondern auch die Energien spüren. Früher gab ich als Reiki-Lehrerin Einweihungen in Reiki. Die Momente mit den Schülern nach der Einweihung waren liebevolle, tiefe Begegnungen. Wir fühlten uns mit allem verbunden und standen dennoch mit beiden Beinen auf dem Boden. Patienten meinten damals: „Sie haben heilende Hände.“ Ich erwiderte stets wahrheitsgemäß, auch wenn das manchen vor den Kopf stieß: „Das bin nicht ich, das ist Reiki, die allumfassende Lebensenergie.“  Ich habe Reiki damals ohne es zu benennen in meine Physiotherapie hineinfließen lassen.

Aus: Denn die Gesundheit kennt den Weg: Pflanzen reagieren auf Reiki (S. 245).

Ich wollte Blumen selbst ziehen und säte Salvien (Feuersalbei), um meinen Kindern zu zeigen, was aus einem Samen entsteht.  Es handelt sich um rotblühende Blumen, die eine Höhe von etwa 20–30 cm erreichen. Sie standen wohl zu warm, sodass sie unkontrolliert schnell wuchsen und die Stängel dünn und kraftlos der Erdanziehung folgten. Meine Mutter, eine erfahrene Gärtnerin, meinte: „Die werden nichts.“ In mir regten sich Widerstand und Trotz. Ich erinnerte mich an Reiki. Von nun an gab ich den Pflanzen regelmäßig die Energie, die sie brauchten. Ich wollte nicht, dass mein erster gärtnerischer Versuch scheiterte. Die Pflanzen gediehen besser und reckten allmählich ihre Köpfe nach oben. Im späten Frühjahr pflanzte ich sie in den Garten. Als meine Eltern im Sommer zu Besuch kamen, bewunderte meine Mutter die strammen, einen Meter hohen, rotflammenden Pflanzen. Sie wollte wissen, was das für Blumen seien. Ich war verwundert und verstand gar nicht, warum meine Mutter die Blumen nicht erkannte. Es stellte sich heraus, dass diese Art von Salvien normalerweise gar nicht so hoch wächst.