Resilienz trainieren

Mein Weg 13. Teil

Im Wandel Treu sein

Anerkennen und zustimmen

Lösungen finden in Krisenzeiten

Wenn es darauf ankommt, ist es wichtig, sofort handeln zu können. Dafür ist es ratsam, den aktuellen Zustand zuerst kennenzulernen und zu studieren.
Das wurde mir in der Pandemie bewusst. In dieser Zeit lernte ich die Menschen kennen, erlebte Lug, Betrug und Manipulationen hautnah und verstand die Berichte, die mir meine Mutter aus den vierziger Jahren erzählte, als sie jung war, und wie man damals mit den Menschen umging.
Ich habe nicht nur ein Buch über die Pandemie geschrieben, sondern auch den Ist-Zustand studiert, der oft lähmend wirkte, um Lösungen für mich als Therapeutin und für die Menschen, die bei mir Hilfe suchten, zu finden.
„Wandeltreue” ist ein sehr wichtiges Buch, in dem ich die Hochsensibilität, die Not und Lösungen aufgezeigt habe. Nur durch die Zwangslage war ich genötigt, neue Wege zu gehen und andere Denkweisen zu entwickeln. All diese Erfahrungen helfen mir heute. Denn Krisen sind nicht nur Pandemien, sondern auch Diagnosen, Krankheiten, Todesfälle und der Verlust des Arbeitsplatzes. Denn wenn ich mir viele meiner Patientinnen und Patienten anschaue, dann sind sie sehr unterschiedlich mit ihren Krankheiten umgegangen. Die einen haben gekämpft und es war schwer für sie. Andere haben sich fallen lassen und sich hinter einer Depression versteckt. Wieder andere haben den Istzustand ihrer Krankheit oder Krise betrachtet, mit konstruktiver Energie nach vorne geschaut und sehr viel verbessert und erreicht.
Wandeltreue bedeutet, sich im Wandel treu zu bleiben oder zu werden. Das Leben hat Ecken und Kanten und genau dann zeigt sich, wer belastbar ist. Ist es der Kämpfertyp, der einen inneren Krieg anzettelt? Oder ist es der Typ, der sich verkriecht und aufgibt? Oder ist es der Typ, der sich auf sich besinnt, seine innere Kraft mobilisiert und seine Widerstandskraft (Resilienz) mit Zuversicht stärkt? Letzteres ist allerdings keine passive Angelegenheit, denn Resilienz kann trainiert werden und erfordert Aktivität.
Die Pandemiezeit hat mich gelehrt, die bestehende Situation so anzuerkennen und sogar zuzustimmen, wie sie ist. Es brauchte einige Zeit, bis mein Verstand das begriffen hatte. Mein Inneres, mein Unterbewusstsein, hat sofort verstanden, was damit gemeint ist. Wenn es regnet und ich es nicht anerkenne, schaffe ich mir ein Problem und verbrauche sehr viel wertvolle Energie. Ich binde das Problem mit einem Drahtseil an mich. Mir geht es nicht gut, ich bin missmutig und am liebsten würde ich mich in mein Bett verkriechen. Wenn ich jedoch dem Istzustand zustimme, dass es regnet, ist alles gut. Denn es regnet nun mal. Wenn ich dieser Tatsache ohne Wenn und Aber zustimme, bekomme ich Abstand und mein Problem mit all den negativen Gefühlen fließt dahin. Es hat keinen Sinn mehr und ich bin in meiner Kraft.
Ein Beispiel hierfür ist eine rote Ampel. Sie ist rot und wir haben gelernt, vor ihr anzuhalten, um uns und andere nicht zu gefährden. Wie viel Kraft und Energie kostet es mich, wenn ich mich über die rote Ampel aufrege? Wenn ich zustimme, ist es einfach nur eine rote Ampel, die nach einer gewissen Zeit wieder grün zeigt, sodass ich freudig weiterfahren kann – egal, wie eilig ich es habe. Wer anerkennt, spart Energie und hat den Kopf frei für Lösungen. All das habe ich verstanden, als ich für mein Buch „Wandeltreue” recherchiert habe. Ich habe einige liebevolle Geschichten erzählt, die mir in jener Zeit begegnet sind, mir geholfen haben und mir auch heute noch eine große Hilfe und Unterstützung sind. Wenn ich sie lese, bekomme ich angenehme Gefühle, mit denen mein Körper viel mehr anfangen kann als mit Missmut. Weisheit, Eintracht, Leichtigkeit, Präsenz, Stille, Freiheit, Ankommen und Frieden. All diese Kurzgeschichten habe ich mit Bildern untermalt. Ich habe über die Somaintelligenz, über Gefühle und Gedanken geschrieben. Ich habe Imaginationsübungen aufgezeigt, die dabei helfen, die Intuition zu trainieren.
„Wandeltreue” ist nur wenig verkauft worden. Ich habe die Exemplare in Kisten in meinem Keller gelagert. Die wenigen Menschen jedoch, die das Buch gelesen haben, gaben mir mehr positive Rückmeldungen als zu meinen anderen Büchern. Ich lese es selbst noch einmal, denn es enthält sehr viel Weisheit.