Angst
Mein Weg 31. Teil
Ein Konstrukt der Ichs
Herzenergie ist besser
Vertrauen zu sich
Wenn ich über Gefühle schreibe, dann steht das Thema Angst oft im Vordergrund.
Ich habe mich dieser Tage dabei ertappt, wie eine Angst schleichend von mir Besitz ergreifen wollte. Habe ich gedacht. Aber hat mir mein Ich das nur glauben machen wollen?
Ich hatte meinen behandelnden Arzt in der Klinik um ein CT gebeten, denn nach über einem halben Jahr Behandlung wollte ich wissen, ob sich etwas mit meinen Tumoren getan hat. Schließlich hatte ich gemerkt, dass die Knoten am Hals und in der Achselhöhle etwas kleiner geworden waren. Ich könnte mich auch täuschen, deshalb wollte ich eine Kontrolle. Ich musste nur eine Woche auf den Termin für die Computertomografie warten. Da schlich sich die Angst ein. „Was, wenn ich mich täusche und der Befund negativ ausfällt?“ Die Untersuchung ist unnötig, denn mein Rücken schmerzt nach wie vor, je nachdem, wie ich ihn belaste. Die Angst wurde größer. Da musste Ulrike Einhalt gebieten. Ich kenne dieses Phänomen seit Jahren von meinen Patientinnen und Patienten, die oft vier Wochen und länger auf ihre Untersuchungen warten mussten. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie, wenn sie vorher noch nicht krank waren, es in der Wartezeit wurden.
Mit meinem Wissen, wie mich eine frühere Patientin aufklärte, müsste es doch gar nicht so weit kommen. Doch allein das Wissen, dass die Angst nur deshalb entsteht, weil ich eine Hoffnung hege und Angst habe, dass diese nicht in Erfüllung geht, reicht nicht aus, um sie abzubauen. In dieser Woche spürte ich, wie mir von Tag zu Tag jeder Handgriff, jede Bewegung schwerer fiel. Meine Stimmung wollte nach unten gleiten, obwohl ich innerlich wusste, dass sich etwas in mir zum Besseren wendete.
Bert Hellinger hat bei Familienaufstellungen vor Jahren erklärt, dass die Angst nichts von uns will. Oft habe ich dies in meiner Praxis ausprobiert. Hier ein Beispiel einer Aufstellung: Der Name der Klientin ist natürlich nicht echt.
Erika, tief in den Sessel eingesunken, mit hängenden Schultern und Mundwinkeln, erklärte mir, dass sie viele Ängste habe. Angst, dass ihrer Familie etwas passiert, Angst, krank zu werden, Angst, dass sonst etwas passiert. Ich ließ sie zunächst in dieser Körperhaltung. Wir machten eine Aufstellung: Ich stellte mich für Erika und Erika stellte sich mir gegenüber für ihre Ängste. Ich (Erika) wollte den Ängsten tief in die Augen schauen. Das fiel mir schwer, denn die Ängste schauten zwar in meine Richtung, aber offenbar ins Leere. Ich war kräftig damit beschäftigt, um die Gunst der Ängste zu buhlen. Erika (die Ängste) schaute tatsächlich dicht an mir vorbei in eine Ecke hinter mir. Was würden die Ängste denn am liebsten tun? Erika (die Ängste) setzte sich in Bewegung, ging scheinbar einige Schritte auf mich zu, so dachte ich als Erika, aber ich wurde enttäuscht: Sie gingen, ohne mich zu beachten, an mir vorbei ins Nirgendwo.
Erika und ich schlüpften aus unseren Rollen und setzten uns wieder gegenüber. „Das ist aber jetzt komisch“, meinte Erika ernüchtert. „Ich habe selbst gespürt, dass die Ängste mich weder sehen noch etwas von mir wollen. Aber sie sind doch da.“
Ich wollte, dass Erika mir noch einmal das Gleiche über ihre Ängste berichtet wie zu Beginn. Sie sollte dabei in der dritten Person von sich reden, ihren Vornamen nennen und die Mundwinkel nach oben ziehen sowie den Brustkorb nach vorne oben drücken, sodass sie eine aufrechte Haltung einnahm. Das fiel ihr schwer, wie sie sagte, denn das habe sie schon lange nicht mehr getan. Als sie anfangen wollte, über ihre Ängste zu reden, fing sie an zu lachen. Sie schüttelte den Kopf und meinte: „Das geht ja gar nicht. In dieser Haltung hat Erika keine Ängste.“
Vor einigen Jahren stand auf einer Postkarte ein Spruch, der ungefähr so lautete: Wenn die Angst an der Tür klingelt und das Herz oder das Vertrauen die Tür öffnen, steht niemand draußen.
Also versuchte ich in den letzten Tagen vor der Untersuchung, meine Übungen sorgfältig und oft zu machen. Ich zog die Mundwinkel hoch, nahm eine aufrechte Haltung ein, atmete mehrmals am Tag drei Minuten lang sehr tief ein und aus und kommentierte dabei alles, was ich tat: „Ulrike putzt die Zähne, Ulrike liegt im Bett, Ulrike ist jugendlich, freudig, dankbar, voller Kraft und liebevoller Energie.“ Am Tag der Untersuchung war ich freudig, trank in kürzester Zeit das Kontrastmittel, legte mich auf die harte Liege und der Arzt legte die Kanüle an. Dann sollte ich die Arme weit über den Kopf heben und entspannen. Ich machte noch Witze mit der Schwester, die mir erklären wollte, dass ich keine Angst haben müsse, so eng sei die Röhre nicht. Ich unterbrach sie und meinte, ich würde die Augen zumachen und auf die Seychellen gehen, bis die Untersuchung fertig sei. „Einatmen, Luft anhalten, weiteratmen, jetzt wird es sehr warm, nicht erschrecken, einatmen, Luft anhalten, weiteratmen“, und schon war ich fertig. Die Schwester fragte mich lächelnd, ob ich schon wieder aus dem Wasser draußen sei. „Sie haben mir gar nicht die Möglichkeit gegeben, lange zu schwimmen“, antwortete ich ihr grinsend. Sie bot mir ihren Arm an, damit ich leichter aufstehen konnte, und ich durfte gehen.
Da kamen mir aus Dankbarkeit einige Tränen. Im April dieses Jahres hatte ich die gleiche Untersuchung. Damals schrie ich vor Schmerzen, obwohl ich Schmerzmittel und Opiate genommen hatte. Es war mir kaum möglich, mich auf die harte Liege zu legen, und noch tragischer war es, die Arme über den Kopf zu nehmen. Beim Aufstehen halfen mir zwei Schwestern und ein Pfleger. Schreiend vor Schmerz saß ich dann eine Weile, um Luft zu bekommen. So sehr strahlten meine Brustwirbel in den Brustkorb und das Zwerchfell aus. Diesmal war es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Egal, wie die Untersuchung ausfiel: Ich hatte mich einfach hingelegt, die Arme über den Kopf gehalten und war wieder aufgestanden. Freudig ließ ich mich vom Taxifahrer nach Hause bringen.
Ich dankte Joe Dispenza, dessen Bücher ich schon vor Jahren gelesen hatte. Er hatte einen großen Anteil an seiner eigenen Selbstheilung und erklärte in einem Interview: „Wenn man die Imaginationsübungen macht und nur eine winzige Verbesserung verspürt, dann ist man auf dem richtigen Weg und sollte unbedingt auf die eigene Art weitermachen.
Natürlich dankte ich vor allem dem göttlichen Universum und all meinen Lehrern, die mir die ehrliche Basis für all meine heutigen Therapien mitgegeben und mich all die Jahre begleitet haben. Zuhause nahm ich meine selbst verfassten Bücher in die Hand und spürte, welchen Schatz ich in ihnen gesammelt hatte, der mir jetzt eine große Stütze ist.
Ach, fast hätte ich es vergessen: Als ich drei Tage später auf Station anrief, war die kurze Auskunft der Schwester: „Alles hat sich verbessert.“ Nein, ich bin nicht vor Freude in die Luft gesprungen, sondern Ulrike hat sich ganz still gefreut und anschließend die gute Nachricht per App an liebe Menschen weitergegeben.
Zurück zur Angst. Sie ist nicht einfach ein Gefühl, sondern ein Sammelbegriff für negative Emotionen, die durch das Ich-Denken entstehen, wenn keine reale Bedrohung durch Menschen oder Tiere vor uns steht.
Angst ist ein angeborener Mechanismus, der uns vor realen Gefahren schützen soll. In einem solchen Fall wird eine Kaskade von Hormonen und Mechanismen in Gang gesetzt und wir können meist angemessen handeln. Dieser Zustand hält nur für kurze Zeit an, dann stellt sich wieder der normale Rhythmus ein.
Angst kann lähmen, macht starr und führt zu kopflosen Entscheidungen, wenn sie sehr lange anhält. Wie ich schon erwähnte, ist sie meist ein Produkt der Ich-Energien, die uns negativ denken lassen. Dann geben wir unnütz unsere Energien an sie ab, die wir dringend für unser weiteres Leben brauchen. Die Ichs bereichern sich mit unseren Kräften und werden immer mächtiger.
Langanhaltende, oft unterschwellige Ängste, wie zum Beispiel Existenzängste, schädigen unsere Nieren auf die Dauer. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin stellen die Nieren eine Art Energie-(Qi)-Tankstelle dar. In ihnen sind auch die Zeugungsenergie und die Ahnenenergie enthalten. Die Ichs haben herausgefunden, wie sie unsere Tankstelle leeren, sodass wir nur noch wenig Kraft für den Alltag haben. Ein bisschen Hoffnung und viel Angst, und schon fällt die Ich-Falle zu. Wir sind ihr hörig. Das machen sich auch machthabende Mitmenschen zunutze. Wenn wir aus der Ich-Schiene aussteigen und in den Herzmodus, den Heilzustand, wechseln, bieten wir den Ichs keine Angriffsfläche mehr.

Ich möchte den Menschen dort abholen, wo er steht, ihn ein Stück begleiten, damit er selbstständig weitergehen kann.