Gefühle
Mein Weg 29. Teil
Reine Biochemie
Herzgefühl
Echt oder künstlich erzeugt
„Ich habe deine Artikel gelesen, aber mir fehlen die Gefühle.“ Da ich diese Nachricht per Brief erhalte, ist ein direkter Austausch leider nicht möglich. Welche Gefühle erwarten meine Leser? Welche Emotionen sind sie von mir gewohnt?
Vielleicht liegt es auch an der Plattform, dass ich mich nicht so ausführlich ausdrücke. Google hat jedenfalls viel an meinen Texten auszusetzen. Meine Sätze sind zu lang, ich habe zu wenige Absätze und zu wenige Überschriften sowie Transition Words. Das meiste davon halte ich sowieso nicht ein, da der Text sonst zu steif wird. Aus ähnlichem Grund wollte ich meine Bücher nicht mit einem Verlag schreiben, denn auch dort gibt es Vorgaben, wie geschrieben werden soll. Ein Hoch auf die Schreibfreiheit bei Books on Demand!
Selbstverständlich greife ich die Anregungen gerne auf und denke über die verschiedenen Fragen nach. Hier wird gesagt, dass Gefühle in meinen Texten fehlen.
Zunächst habe ich überprüft, wo ich die Gefühle beim Schreiben eines bestimmten Textes oder Abschnitts wahrnehme. Manchmal kribbelt es unangenehm im Bauch, wenn ich über die Pandemie schreibe; dann überkommt mich die Hilflosigkeit. Die Texte über meine Knoten schüren Enttäuschung darüber, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie sich Metastasen gebildet haben. Neugier überkommt mich immer wieder, wenn ich über das vegetative Nervensystem schreibe. Freude kommt auf, wenn ich denke, dass mir ein Text gelungen ist. Angst schleicht sich ein, wenn ich daran denke, dass die Medikamente, die ich einnehmen soll, meine Organe angreifen und schädigen könnten. Erleichterung macht sich breit, wenn ich an die Vergangenheit denke und daran, was ich alles bewältigt habe.
Kribbeln, Hilflosigkeit, Enttäuschung, Neugier, Freude, Angst, Erleichterung. Das sind einige wenige Beispiele und Worte, die unsere Reaktionen auf gewisse Reize beschreiben. Wir spüren sie im und am Körper und nehmen sie psychologisch bzw. seelisch wahr. Reine Biochemie. Es geht um unsere Bedürfnisse, die wir gerne gestillt sehen wollen. Es geht um die Ichs, die sich mehr, besser, größer und etwas anders wünschen, weil sie das Gefühl haben, dass sie nicht genug bekommen. Diese Ichs kritisieren, be- und verurteilen uns und machen uns glauben, dass alles nicht richtig ist.
Wut gepaart mit Ohnmacht ergibt Zorn. Angst ist ein großes Thema, auf das ich in meinen Büchern mehrmals eingegangen bin. Wir trauern, wenn wir einen geliebten oder uns nahestehenden Menschen oder ein Tier verlieren. Euphorische Freude packt so manchen, wenn er/sie auf Partys geht. Es sind oft große, laute Gefühle, die so gar nichts mit den wahren Gefühlen zu tun haben, die leise und zart aus dem Inneren, von Herzen kommen.
Gefühle entstehen durch komplexe Abläufe, unter anderem im Gehirn. Es verarbeitet Reize von außen und Reize, die im Inneren entstehen. Sobald diese Reize körperliche Reaktionen auslösen, die wir manchmal schmerzhaft erleben, haben sie sich materialisiert. Dabei spielt der präfrontale Kortex mit seiner Verarbeitung und Beurteilung eine Rolle. Einige Gefühle bleiben im feinstofflichen Bereich, die nennen wir psychisch. Sehr stark involviert ist das limbische System, und oft spielen die Amygdala eine große Rolle (Angst). Jeder Mensch hat seine eigenen Gefühlserlebnisse. Einige empfinden Gefühle und Emotionen stärker, andere schwächer. Vielleicht hängt es von bestimmten biochemischen Filtern ab, wie sie bei den Hoch-, Mittel- und Niedrigsensiblen Menschen beschrieben werden. Wer wären wir ohne Gefühle? Diese Frage darf sich jeder selbst beantworten.
Warum weinen wir? Ein Beispiel aus meinem Leben von vor zwanzig Jahren. Ich hatte mein Bügelbrett vor den Fernseher gestellt, denn ich hatte gelesen, dass eine Sendung über die Seychellen ausgestrahlt wird. Sechzehn Jahre zuvor hatte ich mit meinem damaligen Mann einen unvergesslich schönen Urlaub auf den Seychellen verbracht. Ich glaubte, mir diesen Urlaub mit meinen Kindern inzwischen finanziell nicht mehr leisten zu können. Während des Films wurden Orte gezeigt, an denen ich mich besonders wohlgefühlt hatte, und ich fing an zu weinen. Die Tränen liefen mir über die Wangen, und ich konnte sie nicht stoppen. Ulrike wäre nicht Ulrike, wenn Ulrike nicht sofort analysieren würde, was in Ulrike vorgeht. Nach Ende des Films nahm ich mir ein kariertes Blatt und versah es am linken Rand mit Zahlen im Zehnertakt. Jeder Zehner war in Prozent ausgeschrieben. Ich atmete eine Weile tief ein und aus. In meinem zuvor aufgewühlten Körper wurde es ruhig. Meine Gefühle beruhigten sich. Ich nahm ein Pendel und ließ es an meinen Prozenten entlangschwingen, während ich darüber nachdachte, wie viel Prozent meiner Ichs (die ich damals noch gar nicht durchschaut hatte) und wie viel Prozent mein Herz auf die Seychellen wollten. Natürlich musste ich von den lauten, materialisierten Ichs auf die leise, feine Herzenergie umschalten. Die Ichs wollten 20 % auf die Seychellen, denn sie hatten viele Einwände, die sie lautstark äußerten. Das Herz ließ mein Pendel von null weit über hundert Prozent ausschlagen. Schnell hatte ich verstanden, dass wir oft weinen, weil unser Herz etwas möchte (tatsächlich das Richtige), und die Ichs uns das verbieten, indem sie alle negativen Einwände herholen oder weitere dazu dichten, damit wir unserem Herzen nicht nachkommen.
Ulrike wollte ihrem Herzen sofort folgen. Ulrike erkundigte sich nach der besten Reisezeit, dem Inselhopping, dem Reisebüro und den Preisen. Letztere stellten noch ein Problem dar. Am nächsten Tag rief mein Versicherungsvertreter an und sagte: „Du hast vor vielen Jahren eine kleine Lebensversicherung abgeschlossen (vor meiner Zeit) und die verliert jedes Jahr Geld. Bis sie fällig wird, ist nichts mehr übrig. Wir sollten sie schnellstmöglich kündigen.“ Genau dieses Geld brauchte ich für den Seychellenurlaub mit meinen Kindern. Ich wollte meinen Kindern nicht nur ermöglichen, einen winzigen Teil der großen, weiten Welt zu sehen, sondern ihnen auch das Paradies zu zeigen – die Orte, die seit vielen Jahren unvergessen in meinem Herzen wohnen. Der Urlaub ist auch meinen Kindern in sehr liebevoller Erinnerung geblieben. So geschieht es, wenn wir unserem Herzen folgen. Da greift eines ins andere über, macht möglich, was unmöglich erscheint, und es gibt kein Murren oder negative Kritik. Die Herzenergie kennt keine negativen Gefühle wie Wut, Ärger, Hass oder Neid. Die Herzenergie ist einfach. Sie will nichts und braucht nichts. Sie ist da, wenn wir unseren Ichs nicht den Vorzug geben. Die lauten Gefühle verlassen uns, wenn wir handeln.
Über Gefühle und Emotionen habe ich im Buch: „Denn die Gesundheit kennt den Weg“ ab Seite 186 und 202 geschrieben. Dort habe ich die Ichs und das Ego schon erwähnt.

Ich möchte den Menschen dort abholen, wo er steht, ihn ein Stück begleiten, damit er selbstständig weitergehen kann.