Familienstellen
Mein Weg 17. Teil
Der Sog
Frauenreihe
Lösungen zeigen sich
Nach einem Gespräch mit einer Freundin hatte ich eine neue Idee für eine Familienaufstellung. Sie beschrieb einen jungen Verwandten, der immer wieder an die falschen Frauen gerät und sich krumm und buckelig arbeitet, um sie zufriedenzustellen. „Wieso lässt er sich so gar nichts sagen? Warum kommt man an ihn gar nicht heran?“ Diese Aussage löste in mir einen Trigger aus. War es bei mir und meinem damaligen Freund, dem heutigen Ex-Mann, nicht genauso? Als wir 1985 beschlossen zu heiraten, bildeten sich in mir Gedanken, oder war es eine Wahrnehmung tief in mir? „Jetzt ist dein Leben zu Ende. Jetzt musst du ganz für ihn da sein.“ Als diese Szene nach vierzig Jahren wieder hochkam, spürte ich in diesem Moment einen enormen Sog, dessen Intensität mir bisher nicht bewusst war. Er gärte wohl all die Jahre in mir. Bei Familienaufstellungen wurde er oft erwähnt, aber wirklich gespürt hatte ich ihn nie. Es war, als stünde ich gerade vor meinem zukünftigen Mann und hätte die Worte bewusst gewählt. So war es aber nicht. Ich ging diesem seltsamen Gefühl nach. Eine Eingebung sagte mir, ich solle meine Knoten an der Brust kinesiologisch testen. Sie gingen in Resonanz mit dem Satz: „Jetzt ist dein Leben zu Ende.“
Als ich mich für die Knoten und den Satz stellte, wurde ich wieder an die alte Geschichte meiner Familie erinnert. Ich hole aus: Vor etwa zwanzig Jahren habe ich in der Wohnküche meiner Eltern eine Familienaufstellung für meine Mutter durchgeführt. Den Grund dafür weiß ich heute nicht mehr, die Geschichte jedoch schon.
Ich stand für meine Großmutter, die Mutter meiner Mutter, die im letzten Kriegsjahr mit 56 Jahren an Krebs gestorben war. Ich anstelle meiner Großmutter: „Emilie, Emilie, ich komme.“ Meine Mutter brach damals in Tränen aus. Ich unterbrach die Aufstellung und fragte sie, warum sie weine. „Das waren die letzten Worte meiner Mutter. Genau diese Worte hat sie gesagt, bevor sie ihren letzten Schnaufer machte. Woher kannst du das denn wissen?“ Meine Mutter hatte ihre Mutter bis zu deren Tod gepflegt. Dann kamen diese Worte aus dem Mund ihrer Mutter. Kein Dank an ihre Tochter, sondern der Sog zu ihrer Schwester Emilie. „Wer war Emilie?“, wollte ich wissen. „Das war die Schwester meiner Mutter, die im Kindbett gestorben ist. Ihr Sohn hat überlebt und ist bei uns groß geworden“, klärte mich meine Mutter auf. Was mit dem Mann passiert war, habe ich nicht mitbekommen, denn ich war so verblüfft, dass ich mir diese Worte so genau gemerkt hatte, obwohl die Szene elf Jahre vor meiner Geburt passiert war. Wir hatten die Familienaufstellung damals nicht fortgesetzt, weil meine Mutter erst verdauen musste, was sie gesehen und gehört hatte. Es war trotzdem heilsam für sie. Wie sich jetzt herausstellte, war es das aber nicht für die ganze Familie. Wenn ich meiner Mutter Dinge erzählte, die sonst keiner wusste, meinte sie oft: „Ulli, du spinnst.“ Diesmal hatte ich nicht gesponnen. Ich möchte Ihnen diese Geschichte erzählen. Meine derzeitige Familienaufstellung basiert darauf. Außerdem trage ich Verantwortung für meine Tochter und Enkelin. Sie setzen die Frauenreihe fort. Fortsetzung folgt.

Ich möchte den Menschen dort abholen, wo er steht, ihn ein Stück begleiten, damit er selbstständig weitergehen kann.