Familienstellen II
Mein Weg 18. Teil
Der Sog ist gebannt
Frauenreihe erlösen
Befreiung
Erinnern Sie sich an den Sog, von dem ich letztes Mal geschrieben habe? Ich stellte mich für die Knoten an der Brust, und sie schauten wortlos zu Emilie. Es ist nicht üblich, dass eine Großtante den direkten Weg zu einer Lösung führt. Welches Geheimnis schwelte um Emilie? Wenn eine Frau im Kindbett stirbt, dann fühlt sich meist der Mann als Mörder, weil er seine Frau geschwängert hat. Oder das überlebende Kind spürt den Sog in den Tod, zum Beispiel mit den Worten: „Lieber ich als du.” Ich stellte Emiliens Mann und Sohn gegenüber. Es gab keine Reaktion. Was war damals passiert? Welches Familiengeheimnis steckte dahinter? Es war eine Hausgeburt, das wusste ich von meiner Mutter. Hatte der damalige Arzt etwas falsch gemacht oder etwas unterlassen? Hatte die Hebamme etwas Unrechtes getan? Haben sie Emilie durch ihr Handeln oder Unterlassen getötet? Ich habe auch Selbstmord in Betracht gezogen, was sich jedoch nicht erhärtete.
Ich habe Bert Hellinger, der für seine Aufstellungen sehr bekannt war/ist, oft dabei zugesehen, wie er mit Opfern und Tätern umgegangen ist. Ich habe seinen Therapieansatz wiederholt in meinen Aufstellungen angewandt und dabei gespürt, wie sich, ähnlich wie bei angestoßenen Dominosteinen, eine Kaskade von Problemen in der Frauen- oder Männerreihe löste.
Das energetische Problem in der Familie bei einem Tötungsdelikt, das ein Familiengeheimnis bleibt, ist, dass nachfolgende Personen sühnen wollen, es regelrecht müssen, weil es auf der energetischen Ebene im Familiensystem einen magnetischen Sog gibt, dem man nicht entrinnen kann. Das zeigt sich meist durch Krankheiten, die einen dahinsiechen lassen. Da passt Krebs sehr gut.
Ich legte Emilie als Opfer in ein imaginäres Grab und „legte” den Arzt und später auch die Hebamme als Täter dazu. Es war eher ein Verdacht und gewissenhaftes Ausprobieren als Wissen. Als alle drei im Grab lagen, atmete mein Körper auf, ohne dass ich es bewusst wahrnahm. Mein Bauch fing regelrecht an zu lachen. Dieses Glücksgefühl kenne ich inzwischen. Erst spüre ich ein erleichtertes Zucken im Bauch, dann lacht der ganze Körper und schließlich mein Mund. Ein fröhliches Glucksen verstärkt das Gefühl. Ich sehe mich damals vor meinem Mann stehen, wie ich lache und sage: „In diesem Zustand hätte ich dich nie im Leben wahrgenommen. Ich wäre an dir vorbeigelaufen.Ich hätte dich nicht gebraucht.“ Mein Kopf schüttelte sich von allein, als wolle er sagen: „Wie konntest du auch nur … Du hast dein Leben für ihn gegeben.“ Die ganze Szene war mir peinlich, sowohl vor mir selbst, als auch vor meinem Ex-Mann. Immerhin hatten wir zwanzig Jahre miteinander verbracht, die manchmal gut, doch oft auch sehr anstrengend waren, und zwei wunderbare Kinder gezeugt. Ich verneigte mich vor ihm und sagte: „Ich danke dir, dass du in meinem Theaterstück mitgespielt hast.“
Gleichzeitig mit meiner Erleichterung spürte ich meine Mutter neben mir, nahm sie mit einem Arm um den Hals und in diesem Moment sagte sie: „Mein Gott, hätte mein Leben anders ausgesehen. Ich war doch eigentlich ein quirliges, vorwitziges Kind. Was ist aus mir geworden?” Meine Großmutter setzte sich auf eine imaginäre Mauer und stöhnte erleichtert auf: „Mein früher Tod war umsonst.“
Das ist der Sog. Meine Großmutter bekam Krebs, meine Mutter Depressionen, ich wiederum Krebs und meine Tochter ist so akribisch und perfektionistisch. Bei meiner Enkelin kann man es noch nicht sehen. Oft überhüpfen die schweren Krankheiten eine Generation. Wenn ich dieses Thema lösen kann, dann wirkt sich das auch erlösend auf meine Tochter und ihre Tochter aus. Sie müssen dann nicht mehr sühnen, krank werden oder unangenehme, hinderliche Eigenarten annehmen, die das Leben erschweren.

Ich möchte den Menschen dort abholen, wo er steht, ihn ein Stück begleiten, damit er selbstständig weitergehen kann.