Im Krankenhaus

Mein Weg 3. Teil

Klare Gedanken fassen

Im Hier und Jetzt sein

Erinnerungen

Wie ging es weiter? Ich lag auf dem Rücken im Bett und konnte mich nicht rühren. Selbst das Essen musste ich im Liegen zu mir nehmen, ganz zu schweigen von der Entsorgung der Ausscheidungen.Mir haben liebevolle Krankenschwestern und Pfleger geholfen. Sie waren trotz des großen Stresses freundlich und hilfsbereit. Ich bewundere sie sehr.
Ich wurde in ein anderes Krankenhaus verlegt, da dort bessere Untersuchungsmethoden und Behandlungsmöglichkeiten verfügbar sind. Trotz Schmerzmittel und Opiate waren die Schmerzen fast unerträglich. Mein Lächeln-Mudra (nachzulesen in meinen Büchern Wandeltreue und Mein Verhältnis zu den Ichs) half mir, mich nicht unterkriegen zu lassen.
Allerdings merkte ich, dass ich kaum Herr der Ichs werden konnte. Liegt es an den Medikamenten oder den Schmerzen, dass ich so schwach bin, dass ich nicht dagegen ankommen kann? Unterstützen sie die Ichs sogar in ihrer Macht? Ich behaupte: Ja. Es ratterte in meinem Kopf, ich konnte mich nicht konzentrieren und war mir der unbewusst ablaufenden Gedanken und ihrer ständigen Themenwechsel bewusst. Durch meine Recherchen für mein Buch wusste ich, dass ich durch die unnützen Gedanken viel Energie verlor und mein Körper unter ständigem Stress stand. Stress konnte ich jetzt nicht gebrauchen.
Ich zwang mich, ins Hier und Jetzt zu kommen und klare, reale Gedanken zu fassen.
Zunächst waren mir meine Patientinnen und Klienten sowie meine Praxis am wichtigsten. Meine Kinder halfen mir bei der Absage von Terminen, beim Schreiben von Abrechnungen und bei der Organisation, denn das Finanzamt interessierte sich nicht dafür, wie es mir ging. Der Ablauf muss stimmen.
Schon in den nächsten Tagen wurde mir klar: Die Praxis, so wie sie bisher bestand, muss ich für immer schließen. Während ich das alles durchging, flossen die Tränen nur so. Ein alter Film lief ab:
Im Jahr 1974 begann ich in Eberbach am Neckar mein Vorpraktikum für die Krankengymnastikschule in einem kleinen Krankenhaus. Ich war damals so glücklich, mich bei meinen Eltern durchgesetzt zu haben, damit ich meinen Wunschberuf erlernen durfte. Ich hatte viel Spaß in der Badeabteilung, in der man mir die besten Massagegriffe beigebracht hatte und noch sehr viel Menschliches und Herzliches.
Ich war die einzige Nicht-Abiturientin ohne Latein-, Französisch- oder Griechischkenntnisse an der Krankengymnastikschule in Heidelberg-Schlierbach. Mein Wille und meine Neugierde halfen mir, all die unangenehmen Hürden zu überwinden. Als sich im vierten Semester ein Bandscheibenvorfall zeigte, der operiert werden musste, nahm die Leiterin der Krankengymnastikschule dies missbilligend auf. Die Ärzte machten mir klar, dass ich meinen Beruf nie ausüben dürfte, um keinen weiteren Bandscheibenvorfall zu riskieren.
Vierzehn Tage nach meiner Entlassung aus der Klinik hatte ich damals mit Jazzgymnastik angefangen, denn das war die erste der vielen Abschlussprüfungen der KG-Schule. Ich habe sie zur Bewunderung aller mit der Bestnote eins bestanden. Seit fünfzig Jahren arbeite ich nun in meinem Beruf. Davon dreiundvierzig Jahre in eigener Praxis. Drei volle Jahre meines Lebens habe ich auf Fortbildungen verbracht und dafür mehr als 250.000 Euro ausgegeben. In meinen vier Büchern habe ich einen Großteil des Wissens, das ich zusammengetragen habe, niedergeschrieben. Es sind zeitlose und sehr effektive Behandlungsmethoden, die ich für die Nachwelt erhalten möchte. Selbst für mich sind die Bücher Nachschlagewerke, die ich immer wieder zur Hand nehme und in denen ich jedes Mal etwas Neues entdecke.